Wie bekommt man eine Bande von Menschen schweigend an einen Tisch? Und dann amüsieren sich auch noch alle, egal ob 7 Jahre oder 77? Man spielt „Werwölfe“.
Wochenendurlaub. Nach dem Essen in der Pension saßen alle ein wenig müde herum. Die üblichen Spiele wurden herausgeholt… Mensch ärgere Dich nicht, Rommé und auch das gute, alte „Schwimmen“ wurden mit mehr oder weniger Lust und Laune gespielt.
Dann packte jemand ein unscheinbares Kästchen auf den Tisch und rief zum Werwolf-Spiel auf. Nie gehört! Man stelle Charaktere dar, es gäbe einen Spielleiter… nun ja, das ist ja so gar nicht mein Fall. Aber – mitgehangen, mitgefangen, ich schloss mich den anderen an.
Die umsitzenden Gäste wurden kurzerhand auch dazu gebeten, da man mindestens 8 Personen zum Spiel benötigt + 1 Spielleiter. Je mehr mitmachen, desto besser! Eines vorweg – Kontaktschwierigkeiten hat man mit diesem Spiel nicht mehr!
Um was geht’s ?
Alle setzen sich in einen möglichst gleichmäßigen Kreis. Je besser der Blickkontakt zwischen allen ist, desto besser läuft das Spiel anschließend. Nicht zu eng sitzen! Die Nachbarn dürfen keine Bewegung mitkriegen.
Jeder bekommt genau eine Karte verdeckt gereicht, auf der sein Charakter abgebildet ist. Wir fangen mit leichten Runden an und lassen noch nicht jeden möglichen Charakter antreten. Bei uns gibt es die Dorfbewohner, eine Hexe, eine Seherin und natürlich die Werwölfe. Je größer die Runde ist, desto mehr Werwölfe können ihr Unwesen treiben.
Die Dorfbewohner müssen die Ohren während der Nacht spitzen. Sie bekommen nichts zu sehen, können nur am nächsten Morgen ihre Toten begraben und müssen dann gut kombinieren, um die Werwölfe unter ihnen zu finden.
Die Hexe hat die Macht, einmal ein Opfer zu retten und einmal auch selbst eines zu bestimmen. Wenn sie der Meinung ist, einen Werwolf zu kennen, kann sie ihn töten (nur mit Worten, selbstverständlich).
Die Seherin darf in jeder Runde heimlich unter eine Karte spicken, um die Charaktere bestimmter Mitspieler zu erkennen und mit ihrem speziellen Wissen dafür zu sorgen, dass Werwölfe schneller gefunden werden.
Die Werwölfe erwachen des Nachts und bestimmen ein Opfer, dass ab diesem Zeitpunkt dann nicht mehr mitspielen darf.
Wie geht’s?
Das Spiel beginnt – Der Spielleiter liest vor:
„Die Nacht zieht über das Dorf herein, das ganze Dorf schläft ein“…. alle Spieler schließen die Augen.
„Seherin erwache“. Sie öffnet die Augen und bestimmt durch Gestik, wessen Karten sie sehen möchte. Der Spielleiter zeigt sie ihr (auch der Spielleiter muss extrem leise sein, um nicht zu verraten, was er gerade tut)
„Werwölfe erwacht und gebt Euch zu erkennen und bestimmt Euer Opfer“ … die Werwölfe öffnen die Augen und einigen sich wortlos auf ein Opfer
„Hexe erwache. Ich zeige Dir das Opfer. Möchtest Du es durch Deine Kraft retten? Möchtest Du mit Deinem Zauber ein anderes Opfer töten?“ Die Hexe zeigt mimisch ihre Wünsche, die sich der Spielleiter merken muss.
Der Spielleiter beschließt die Runde. Das Dorf darf erwachen und erfährt, wer die Nacht nicht überlebt hat. Nun beginnt das große Kombinieren und Rätselraten. Wer hat sich bewegt, geflüstert, sich irgendwie verraten, zu dem Zeitpunkt, als die Werwölfe in Aktion traten. Alle rätseln mit, die Werwölfe auch, denn die müssen den Verdacht ablenken. Durch Abstimmung wird beschlossen, wer, laut Meinung der Dorfgemeinschaft ein Werwolf ist, und getötet werden muß. Vorsicht – dabei können auch einfache Dorfbewohner in Verdacht geraten!!
Wie ist’s ?
Nachdem ich das hier so schreibe, fällt mir auf, dass ich noch nie einen Text verfasst habe, in dem so oft das Wort „töten“ vorkommt. „Eigentlich“ abschreckend. Aber nur „eigentlich“. Denn das Spiel ist eher ein großes Rätselraten, bei dem es sehr stark auf gute Auffassung und Konzentration ankommt. Wer stimmt gegen wen? Wird jemand rot, fängt er an zu stottern, lenkt er den Verdacht nur von sich ab? All dies führt dazu, dass man sehr konzentriert hin- und zuhören muss, um die Werwölfe zu entdecken.
Wir spielten das Spiel mit Kinder ab 8 und Erwachsenen jeden Alters. Der Altersunterschied spielt überhaupt keine Rolle. Solange jeder einsieht, dass durch Mogeln das ganze Spiel keinen Spaß macht, kann jeder mitmachen.
Die Kinder hatten größtenteils sogar eine schneller kombiniert als wir Erwachsenen. Und sie waren genauso diskret und konnten sich schnell mimisch mit anderen Werwölfen verständigen.
Also, keine Angst – es wirkt sich sicher nicht verstörend auf die Kinderpsyche aus! Sie sind konzentriert bei der Sache, kombinieren wie Sherlock Holmes und begreifen sehr gut, dass es sich um ein Spiel handelt.
Aber Vorsicht – es macht süchtig!
Werwölfe ist eines der besten Spiele, um Jung und Alt an einen Tisch zu bringen. Genau wie beschrieben, werden Konzentration und Beobachtungsgabe gefördert, es kommt zu heißen Diskussionsphasen und es macht einfach nur Spaß! Der Suchtfaktor ist enorm! Toller Tipp auch für Lehrer ab ca. Klasse 4 für spannende Lesenächte…