Das Riesenmädchen und die Minipopps, J. Donaldson, A. Scheffler, M. Pressler

Schon beim ersten Blick auf den Buchdeckel fällt einem eine große Ähnlichkeit auf – ja, die Zeichner vom Grüffelo waren auch hier am Werk und haben dieses Buch verschönt. Das war für uns ein Grund, es auszuwählen und wir wurden nicht enttäuscht. Die Geschichte macht beim Vorlesen Spaß und, ganz offensichtlich, auch beim Zuhören!

Megalilli läßt sich von Mama immer nur eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen, die von den Minipopps. Mama ist schon genervt, wegen der unmöglichen absurden Geschicht und durch das ewige Lesen des immer selben Textes.

Ihre Tochter hingegen ist fasziniert von der Idee, das es unter ihrer Welt Magrolonien eine weitere, ganz eigene Welt, in der Minimenschen leben, ganz so wie sie, bloß kleiner.

Es finden sich eindeutige Parallelen zum englischen Märchen Jack and the Beanstalk, nur das die Geschichte anderesherum läuft. Dort klettert Jack an einer über Nacht gewachsenen Ranke hinauf in die Welt der Riesen, hier  klettert Megalilli hinab in die Welt der Minipopps, sprich: Menschen. Beide, sowohl Jack, als auch Megalilli, erleben in  und mit der fremden Welt ihre Abenteuer, die mit der Zerstörung der Bohnenranke und damit der Trennung der Verbindung zwischen den Welten, endet. Die Abenteuer, die Megalilli erlebt, unterscheiden sich jedoch sehr von Jacks.

Megalilli glaubt fest an die Erzählungen in de Gute-Nacht-Geschichte. Sie macht sich auf die Suche nach der Bohnenranke, der „Pimpelronka“, wie sie auf Magrolonisch heißt. Am Rand ihrer Welt schmeißt sie ein paar „Pimpels“, Bohnensamen über den Rand durch die Wolken nach unten. Als sie am nächsten Tag wieder kommt, ist daraus eine riesige Bohnenranke gewachsen. Flugs klettert sie daran abwärts, bis ihre Füße den Boden berühren und sie in der Welt der Minipopps angekommen ist. Megalilli ist eine große Sammlerin, sie hat immer ihren Rucksack dabei. Sie ist begeistert über die vielen Minidinge, die sie sieht und mit denen sie sicher wunderbar zu Hause spielen könnte. Und so sammelt sie: einen Pickelepom (Briefkasten), einen Schoffelschopper (Rasenmäher), ein Mini-Wimmusch (Schaf), eine Kawindel (Wäscheleine) mitsamt der dranhängenden Kleidung. Und dann, wie schön, sieht sie sogar echte Minipopps, und schwups, verschwinden auch diese in ihrem Rucksack.

Stephen, Colette und die kleine Polly sind Geschwister, die sich, wie gewöhnliche Geschwister es tun, ihrer alltäglich Haßliebe hingeben und häufig streiten. Die Abenteuer und der Überlebenskampf in Magrolonien schweißt sie zusammen und läßt sie über sich hinaus wachsen.

Die Geschichte wechselt nun häufig ihre Blickwinkel. Einerseits folgen wir dem Leben von Megalilli, die es mit ihrem fiesen Bruder Piso wirklich nicht leicht hat. Andererseits erleben wir, wie die drei Minipopps sich in ihrem Abenteuer zurecht finden und es nicht immer leicht haben. Megalilli behandelt die drei zunächst einfach wie Püppchen. Als eine kleine Katze einzieht, vergißt sie prompt die Minipopps und wendet sich dem neuen Spielzeug zu. Die drei Geschwister kämpfen mit allen Mitteln um ihre Freiheit und die Rückkehr nach Hause. Wie bei Hänsel und Gretel gelingt ihnen das schließlich auch, weil sie ihrer gelegten Spur aus Mini-Knöpfen zurück zum Rand der Welt folgen können. Nach einem „dramatischen“ Showdown am Rand der Welt, in der Megalilli endlich begreift, das die Geschwister keine Puppen sind, sondern eben „Menschen“, wie sie auch, können die drei zurückkehren in ihre eigene Welt.

Die Geschichte hat bedrohliche Elemente. Die Kinder werden schließlich entführt, leiden unter Heimweh, sind häufig sogar körperlichen Gefahren ausgesetzt.

Dennoch wird sie erzählt wie ein Märchen. Kinder finden sie extrem spannend, eine Verwechslung mit der Realität oder sogar durch die Geschichte verursachte Ängste, die sich ins Leben der Kinder übertragen, haben wir nicht erlebt. Im Gegenteil. Die drei Geschwister kämpfen sich mit Mut, Durchhaltevermögen und Gemeinschaftsgeist zurück in ihr altes Leben und besiegen durch Finesse sogar den „Riesen“, in Form vom großen Bruder Piso.

Ein modernes Märchen, was wir uneingeschränkt empfehlen. Einen extra-Stern erhält das angehängte Deutsch-Magrolonische Wörterbuch!

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